Seit einiger Zeit versuche ich einen intellektuellen Artikel über die Bedeutung der Zeit in Bezug zu meiner aktuellen Fotografie zu schreiben. Immer wieder habe ich ihn verändert, modifiziert und mit Querverweisen zu Philosophen versehen, um meine Gedanken, meine Gefühle noch deutlicher werden zu lassen.
Es ist mir nicht gelungen!
Zu aufgesetzt ... das bin nicht ich.
Wie kann ich es besser machen?
Da kommt ein Video meines Fotografenkollegen
Tomasz Trzebiatowski in mein Postfach und damit ist (fast) alles gesagt:
"A few days ago, someone I knew died!
We weren`t close, but it still hit me. Harder than I expected.
This is what it stirred up in me - about presence, passion and time!
With gratitude
Das Leben besteht aus einer Abfolge flüchtiger Momente – einige davon übersehen wir, andere brennen sich tief in unser Gedächtnis ein. Intensiver denn je, stelle ich mir heute die Fragen des Warum? Weshalb? Wohin und schließlich wann?
Die Fragen nach dem Sinn des Lebens, bleiben größtenteils unbeantwortet.
Der Mensch strebt nach Bedeutung, aber die Welt gibt keine objektive Antwort darauf.
aus Buchprojekt "Where do socks go to die?"
Meine Fotografie hilft mir, die Welt besser zu verstehen und es gelingt mir das Leben immer mehr aus einer tieferen Perspektive zu betrachten.
aus Buchprojekt "Where do socks go to die?"
"Am Ende des Tages ist es nicht das Bild das zählt,
sondern die Energie mit der es fotografiert wurde." - jfk
FRAGMENTS OF TIME
Die Welt ist in Bewegung.
Veränderung ist die Konstante.
Augenblicke vergehen, Momente verschwinden.
Und doch gibt es diese Sekunden, in denen alles zusammenkommt – in denen das Chaos eine eigene Ordnung erschafft. Genau diese flüchtigen, aber bedeutsamen Momente beschreibe ich mit meiner Serie Fragments of Time .
Die Bilder sind visuelle Erzählungen, die die Wahrnehmung von Raum und Zeit herausfordern.
Zunächst habe ich urbane Szenen im Querformat sich mit hochformatigen Fragmenten verbinden lassen, die zunächst aus dem Kontext gerissen erscheinen – und genau darin liegt ihre Kraft.
Die Realität wird dekonstruiert, um sich in einer neuen Form wieder zusammenzusetzen. So entstehen Werke, die nicht nur das städtische Leben einfangen, sondern auch dessen vielschichtige Komplexität offenbaren.
Nun fokussiere ich mich immer mehr den Fragmenten im, für mich so ungewohnten Hochformat!
Die Kunst, das Unvorhersehbare zu begrüßen
Der Fotograf und Kurator >>> Wolfgang Zurborn spricht über meine Arbeit, dass ich keiner starren Kompositionsregel oder inszenierten Ästhetik folge. Nicht nach einer perfekten Szene – vielmehr bezeichnet er mich als einen Seismograf des Augenblicks, stets bereit, das Unvorhersehbare einzufangen.
Ich gebe zu: das gefällt mir!
Die Zeit spielt eine zentrale Rolle. Sie tanzt auf ihren eigenen Wegen, fragmentiert sich, löst sich auf und fügt sich doch wieder zusammen. Die Herausforderung ist, das Chaos als Teil der Ordnung zu begreifen.
Doch mit zunehmendem Bewusstsein über die Vergänglichkeit des eigenen Daseins erhält die Auseinandersetzung mit der Zeit eine noch tiefere Bedeutung. Die Momente sind keine visuellen Spielereien mit der Realität, sondern auch ein Dokument der eigenen Endlichkeit. Jeden Augenblick wird noch wertvoller.
aus Buchprojekt "Where do socks go to die?"
Diptychen als neue Räume der Wahrnehmung
Die Diptychen erweitern das Blickfeld und erzeugen eine fast traumähnliche Wirkung.
Es ensteht eine kurzzeitige Verwirrung, eine Irritation. Durch die Kombination verschiedener Formate entstehen neue Räume.
Die Grenzen zwischen Realität und Abstraktion verschwimmen. Hier wird die Fotografie nicht nur zum Medium des Festhaltens, sondern auch des Entdeckens. Wie sieht die Welt wirklich aus? Und was passiert, wenn wir unsere gewohnte Perspektive verlassen? Vielleicht liegt darin auch ein Symbol für die Reise, die ich mache – von der Vergangenheit in die ungewisse Zukunft.
Diptychon "Fragments of time n°26" Palma/Palma |2022/24|
Die dualen Bildpaare bekommen eine doppelte Bedeutung:
die sichtbare Oberfläche und eine tiefere, interpretative Ebene.
Die Fragmente zeigen nicht die wahre Essenz von Gegenständen oder Situationen sondern immer nur eine abgeschwächte oder verzerrte Version davon.
Das, was unmittelbar zu sehen ist.
Und:
Die Bedeutung, die wir diesem Bild geben.
Die Dualität erzählt ein Narrativ, das über das Sichtbare hinausgeht.
aus Buchprojekt "Where do socks go to die?"
Die Zerbrechlichkeit der Realität
Für mich offenbart die Serie die Zerbrechlichkeit meiner eigenen Sicht auf die Welt. Sie erinnert mich daran, dass Wahrnehmung nicht objektiv ist, sondern immer im Wandel – genauso wie der urbane Raum, den ich fotografie.
Doch sie zeigt auch, dass jede Sekunde, die ich erlebe, ein kostbarer Moment ist.
Es ist ein leiser Appell, sich dem Jetzt zu widmen, sich nicht im Vergangenen zu verlieren und nicht zu sehr auf das Morgen zu warten.
Foto: jfk ; Stockholm |2017| • Zitat >>> Interesni Kazki
Fragments of Time überwindet die Grenzen der klassischen Straßenfotografie .
Natürlich ist die Serie auch ein Dokument urbanen Lebens, denn alles hat sich unwiederbringbar und ungestellt so abgespielt. Die Bilder sind aber auch eine Einladung zur Reflexion über unsere eigene Art des Sehens – und über die Endlichkeit des Seins.
aus Buchprojekt "Where do socks go to die?"
Der Prozess ist genauso wichtig wie das Ergebnis
Es tut gut ergebnisorientiert zu sein, doch es geht mir nicht nur um das Endprodukt, sondern um den gesamten (Lebens-)Prozess. Es sind die kleinen Schritte, die unvorhergesehenen Wendungen und die Momente des Innehaltens, mit allen Hürden, Problemen und auch Enttäuschungen.
Ich profitiere davon, mich auf den Prozess des Lebens einzulassen und mich weniger von der Angst vor dem Versagen oder dem Streben nach Perfektion leiten zu lassen. Es ist okay, nicht immer alles im Griff oder das gewünschte Ergebnis nicht erzielt zu haben. Vielmehr ist es der Weg, den ich gehe, der mich prägt und letztlich zu meinen wertvollsten Erfahrungen führt.
>>> Zwischen Wahrnehmung & Interpretation
"Ich habe immer gedacht,
die Zeit wäre ein Dieb,
die mir alles stiehlt,
was ich liebe.
Aber jetzt weiß ich,
dass sie gibt,
bevor sie nimmt
und jeder Tag
ist
ein Geschenk.
Jede Stunde.
Jede Minute.
Jede
Sekunde."
- aus "Alice im Wunderland"
Vielen Dank für Dein Interesse
Un saludo

credits: jfk
Kommentar schreiben